Alles was für gelebte Mitmenschlichkeit zählt, ist die Vergebung!

„Auch jeder Einzelne von uns kann helfen“, schrieb Frau Dr. Merkel und bat ihre Partei um Spenden für die Flutopfer in Thailand Ende 2004. „Denn wir alle erkennen, dass das, was wirklich zählt, Mitmenschlichkeit, Solidarität und Nächstenliebe sind.“ Das dürfe man nie aus den Augen verlieren.

Heute sind wir im Jahre 2020 angelangt und wir dürfen uns fragen, ob dieser Aufruf nach Mitmenschlichkeit, Solidarität und Nächstenliebe in den letzten 16 Jahren wirklich „zählte“.

Wenn ich all diese Jahre mit der Brille des Rechtsanwaltes betrachte, so stehen und standen in unserer Gesellschaft der Bestandschutz für Besitz, Statussymbole, Macht, Gier, Wichtigkeiten und Begehrlichkeiten des Einzelnen oder von ganzen Gruppen im Vordergrund. Jede dieser Befindlichkeiten kann ein wesentlicher Bestandteil für Prozesse und andere Streitigkeiten wie auch Konflikte sein. Dass dies auf Dauer nicht gut gehen kann, können wir in unseren eigenen sozialen Bereichen, wie auch auf der internationalen Bühne jeden Tag betrachten. Es ist Schluss mit lustig, denn so kann es nicht mehr weitergehen.

Wir befinden uns mittendrin in einem Zeitgeschehen, dass uns offensichtlich darauf aufmerksam macht, dass die Schöpfungsgeschichte der Menschheit nicht das konditionierte Ego mit seinen Ängsten, sondern vielmehr unseren eigenen Geist, unser Herz und unsere Liebe im Vordergrund unseres Alltages sehen möchte.

Haben Sie sich einmal Gedanken gemacht, warum wir aktuell maximal herausgefordert werden, unsere Identifikationen mit unseren Vorstellungen, Gewohnheiten und Konditionen auf den Prüfstand zu stellen?

So viele Menschen rufen nun nach dem Miteinander, der Liebe und wünschen sich eine aufrichtige Umarmung. Es geht nun um Grundsatzentscheidungen für uns alle. Wollen wir weiter in unseren Egoismen verharren oder entscheiden wir uns für die Selbstliebe und das liebevolle Miteinander?

Es ist an der Zeit, unseren Lebenskurs auf der Grundlage von Liebe und Mitgefühl erneut auszurichten. Die Liebe hat keine Angst. Sie kennt keine Panik. Sie will unsere Ressourcen, unsere Gaben und Talente fordern und fördern. Hin zur wirklichen Mitmenschlichkeit im Sinne der Nächstenliebe. Erinnern wir uns: „Liebe deine Nächsten wie dich selbst“.

Wir leben mitten in herausfordernden Gestaltungsangeboten der Schöpfung. Jeder von uns ist ein Mit – Schöpfer, was wir nicht mehr vergessen dürfen. Dies ist die große Gabe von uns Menschen, zu der keine künstliche Intelligenz in der Lage ist.

Wenn wir unsere Spiritualität sowohl im privaten Leben als auch in der Wirtschaft begrüßen und leben wollen, so dürfen wir durch die bereits durch das Zeitgeschehen geöffnete Türe gehen und wieder mehr auf die Stimmigkeit zwischen unseren Worten und Handlungen achten, wie auch auf die Würde der Natur und der Ehre der Menschen. Ein wichtiger Schlüssel hierfür ist die Vergebung und die Versöhnung mit der Natur und unseren Mitmenschen. Wir dürfen also im Sinne der Schöpfung unsere Denk- und Verhaltensmuster erneut reflektieren und optimieren.

Welche Schöpfungsform soll Ihre eigene Welt in Zukunft haben? Hierfür stehen uns Fragen zur Verfügung, die uns zu unseren Antworten führen können:

  • Wenn ich in einem unschönen Augenblick in mich hineinhöre, wie reagiere ich zuerst: mit der Lust auf Vergeltung oder der Weisheit der Vergebung?
  • Wieso bin ich nicht vergebungsbereit und bevorzuge die Vergeltung?
  • Welche Wirkung könnte Vergebung auf mein Leben haben?

Öffnen wir uns für das, was wirklich zählt. Lassen Sie mich mit dem Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse für heute schließen, der uns Mut für neue Schöpfungen zuruft:

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Ich wünsche Ihnen allen viel Mut und Zuversicht.

11.11.2020

Michael Pross

Autor/Anwalt/Coach

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